Sichtmauerwerk gilt in der Regel als pflegeleicht, haltbar und witterungsbeständig. Die Unterhaltskosten sind gering und oft sieht man alte Backstein- Häuser mit immer noch sehr schöner Fassade.
Wenn bei Sichtmauerwerk Schäden auftreten, betrifft es meistens die Fugen. Und bei der Fugensanierung gibt es mehr zu beachten, als man im ersten Moment denkt.
Die statischen und bauphysikalischen Funktionen der Mauerwerksfuge mit ihren unterschiedlichen technischen Parametern sind für ein Bauwerk existentiell.
Dazu gehören mechanische Eigenschaften wie Druckfestigkeit, Haftscherfestigkeit, Längs- und Querdehnungsmodul, das Dehnungsverhalten in thermischer Hinsicht und nicht zuletzt bestimmte Eigenschaften bei Feuchtetransport bzw. Wasserabweisung.
Das eingesetzte Bindemittel beeinflusst diese Parameter nicht unwesentlich. Durch die Verwendung von Zement, hochhydraulischem Kalk oder Putz- und Maurerbinder wird die Druckfestigkeit sehr hoch und sie bewirken ein höheres Elastizitätsmodul. Karbonatisch härtende Mörtel mit Bindemitteln wie Luft- oder Wasserkalt härten langsamer und erreichen wesentlich geringere Druckfestigkeiten.
Den einen Mörtel für alles gibt es nicht. Die Mischung macht´s und ihre Eigenschaften sollten auf bestimmte Mauersteine und Lastfälle genau abgestimmt sein. Die meisten Fugenprobleme haben ihre Ursache genau darin, dass dies nicht beachtet wurde. Nachfolgend möchten wir zwei regelmäßig auftretende Hauptprobleme kurz erläutern.
Fugen zu weich: Die Mauerwerksfläche ist in den Fugen ausgesandet und tief ausgespült.
Ein zu weicher oder unzureichend gebundener Mörtel wird über die Zeit durch plastische Lastverformung seine strukturelle Festigkeit verlieren. Der Prozess wird durch Bewitterung und eindringendes Wasser verstärkt. Das Ergebnis ist ein Absanden und das Auswaschen der Fuge.
Fugen hart und glatt: Deutliche Risse und Flankenablösungen sind erkennbar, teilweise Absprengungen.
Die Fugen können durch Schadensmechanismen beeinträchtigt werden, die im Stein oder einer ungünstigen Nachbehandlung des Mauerwerks ihre Ursache haben. Zu weiche Steine wittern stark ab und setzen den Mörtel verstärkter Erosion aus, harter Mörtel bleibt oft gerüstartig stehen. Feuchtigkeit kann über die Risse und Flankenablösungen eindringen und bei Frost Fugen- und Steinoberflächen absprengen.